Vierspurigen Ausbau der B 482

Mehr als 25.000 Fahrzeuge kommen täglich über die B 482 an der Porta vorbei – darunter rund 2.500 Lkw. Es staut sich der Verkehr, der über die Weserbrücke in Hausberge durch eine enge Einfädelung auf die Bundesstraße abfließt. Es kommt zum Stau im Knotenpunkt A 2/B 482 in Vennebeck.

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Es bilden sich Schlangen stehender Wagen, wenn mal wieder eine Baustelle eingerichtet ist. Und es kommen noch mehr Fahrzeuge, wenn das Gewerbegebiet Porta Westfalica-Holtrup weiteren Verkehr anzieht, der Regio-Port so richtig ans Netz geht und sich noch mehr Unternehmen in Päpinghausen niederlassen. Die Mindener Zweigstelle der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld fordert daher den vierspurigen Ausbau der Strecke zwischen dem Autobahnkreuz und dem Regio-Port. Am Dienstag lud die Kammer zu einer Diskussionsveranstaltung Vertreter aus Politik und Wirtschaft ein. Maresa Harting-Hertz, Vizepräsidentin der IHK OWL zu Bielefeld und Vorstandsmitglied der Harting Stiftung, moderierte die mit weit mehr als 100 Gästen gut besuchte Veranstaltung im Versammlungsraum der Follmann Chemie GmbH.

Die IHK

 

„Da sind noch viele dicke Bretter zu bohren“, machte Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK-Zweigstelle in Minden, zu den Perspektiven eines vierspurigen Ausbaus in drei Teilabschnitten auf einer Gesamtlänge von 14,1 Kilometern deutlich. Denn bislang gibt es keinen Beschluss, dass die Strecke ausgebaut werden soll. Und bis sich das Verkehrsministerium vielleicht dazu entschließt, kann viel Zeit vergehen. „Einmal angenommen, im Januar beginnen die Planungen“, so Hunting, „dann ist das Projekt frühestens Mitte 2036 beendet.

 

Die IHK hatte schon einmal einen Vorstoß gewagt, als es um die Aufstellung eines früheren Bundesverkehrswegeplans ging. Das von der Bundesregierung aktualisierte Papier legt für eine Dauer von zehn bis 15 Jahren unverbindlich fest, welche Straßen in Deutschland vorrangig zu bauen sind. Nach dem ergebnislosen Anlauf sieht Hunting nun eine erneute Chance, die Politik für das Vorhaben zu interessieren. Denn 2021 wird der Bundesverkehrsminister einen neuen Bedarfsplan machen. Zudem erstellt die Regierung einen Investitionsrahmenplan für den Straßenbau, der festlegt, welche Mittel im übernächsten Jahr bereit stehen. Und: „Anfang 2021 geht die Planung der Autobahnen von den Landesbetrieben in die Hand einer Bundesgesellschaft über“, so Hunting. Dann könne sich StraßenNRW verstärkt um Bundesstraßen und somit die B 482 kümmern.

 

Die Bürgermeister

 

„Die B 482 ist für das örtliche Kreisgebiet eine wichtige Verbindung und der Verkehr wird nach den Prognosen zunehmen“, sagte Mindens Bürgermeister Michael Jäcke (SPD) bei der Diskussionsveranstaltung. Er verwies auf das wachsende Gewerbegebiet in Päpinghausen mit zunehmendem Bedarf an Infrastruktur. „Wir wollen dabei nicht nur Logistik sondern auch Produktionsstandorte erschließen“, meinte Jäcke.

 

Auch Porta Westfalica lechzt nach vier Spuren. „Es geht darum, eine Not für unsere Lebensader B 482 abzuwenden“, sagte der Portaner Bürgermeister Bernd Hedtmann (parteilos). Der Ausbau müsse baldmöglichst kommen. „Verstopfte Verkehrsadern sind für Privatpersonen und gewerbliche Anlieger eine spürbare Belastung.“ Als weitere Maßnahmen nannte Hedtmann den Lärmschutz der Bevölkerung, bessere Zufahrten für die Gewerbetreibenden entlang der B 482 und eine Verbesserung der Verkehrssteuerung. Außerdem müsse es begleitende Alternativen wie Radverkehr und ÖPNV geben.

 

Die Unternehmen

 

„100.000 Sendungen verlassen unseren Standort und gehen über die B 482. Wir bedienen 5.500 Kunden von unserem Mindener Standort aus. Die Transportsituation lässt es aber nicht zu, all diese Anforderungen zu erfüllen“, gibt Dr. Henrik Follmann, Geschäftsführer der Follmann Chemie GmbH mit Sitz in Minden, zu bedenken. Rohstoffe müssten seinen Standort erreichen. Vor dort liefere sein Unternehmen die verarbeitete Ware aus.

 

Horst Kottmeyer, Vorsitzender des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik NRW sowie Geschäftsführer einer Spedition und Vollversammlungsmitglied der IHK, gab zu bedenken, dass sich seit den 50er-Jahren die Transportmengen zulasten von Bahn und Binnenschiff auf den Lkw verlagerten und dass dieser Trend anhalte. Er betonte, dass die Spediteure im Güterverkehr gern mehr mit der Bahn zusammenarbeiten würden. Aber deren Kapazitäten seien nicht da.

 

Uwe Kunitschke, Geschäftsführender Gesellschafter des Industriebetriebes Haseke in Porta Westalica sieht einerseits die Wirtschaft gefordert, die Klimaziele zu erreichen – dazu sei aber auch ein vierspuriger Ausbau der Strecke erforderlich. Und Daniela Drabert, Mitglied der Mindener Werbegemeinschaft und Geschäftsführende Gesellschafterin des Einzelhandelsunternehmens Hermann Hagemeyer, meint, dass Minden den Wettbewerb mit anderen Städten verliere, wenn die Zufahrtsmöglichkeiten eingeschränkt seien.

 

Dass es für die Grohe Logistik Service GmbH an der B 482 in Lerbeck eng wird, machte auch Thomas Haarlammert deutlich, der den weltweiten Vertrieb des Unternehmens leitet. Das Werk in Porta Westfalica habe in den letzten zehn Jahren seine Kapazitäten verdreifacht. „Jetzt schon stehen wir im Stau. Wenn wir weiter wachsen, brauchen wir bessere Anschlussmöglichkeiten.“

 

Straßen NRW

 

Wie Andreas Meyer, Leiter der Regionalniederlassung Ostwestfalen-Lippe des Landesbetriebes Straßen NRW, erläuterte, gibt es für den Ausbau der B 482 drei Teilabschnitte, die in die Kategorien „vordringlicher Bedarf“ und „weiterer Bedarf“ eingeteilt sind. Als vordringlich sei der Abschnitt zwischen dem Autobahnanschluss in Vennebeck und der Weserbrücke in Porta bewertet. Hier soll zu bereits drei Fahrspuren eine vierte hinzugefügt werden. Voraussetzung für den Beginn der Planungen ist, dass die Maßnahme im Jahr 2021 in das Arbeitsprogramm des Landesverkehrsministerium aufgenommen wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Landesbetrieb auch von seiner Zuständigkeit für die Autobahnen entbunden.

 

Das zweite Teilprojekt auf der B 482 ist mit seinen 1,3 Kilometern das kürzeste und durchzieht das Nadelöhr zwischen dem Bahnhof und dem Jakobsberg. Dort ist bislang noch keine weitere Planung vorgesehen, weil das Projekt als „weiterer Bedarf“ eingestuft ist. Wie Meyer erläuterte, könne dort mittels eines Tunnels eine vierspurige Führung des Verkehr realisiert werden.

 

Wesentlich günstiger stellt sich nach Auskunft von Meyer das Kosten-Nutzungsverhältnis für den Bau eines dritten Teilabschnitt bis zum Regioport in Cammer dar. Auch hier werde nur ein „weiterer Bedarf“ gesehen und die Umsetzung sei somit nicht geplant. Möglicherweise ließe sich die Dringlichkeit aber in einem neuen Bundesverkehrswegeplan erhöhen.Sehr spät

 

 

Kommentar von Stefan Koch

 

Mit der Diskussion um den vierspurigen Ausbau der B 482 in Minden und Porta Westfalica macht die IHK ein Fass auf, das längst hätte geöffnet werden müssen. Denn Verkehrsbehinderungen auf der Strecke sind seit Jahren zu beklagen und mehr Platz wäre auch früher schon sehr gut gewesen. Nicht zuletzt aus Umweltschutzgründen – denn Stop-and-go im Stau sind für den Brummi ein Mehrverbrauch an Treibstoff, wie Horst Kottmeyer vom Verkehrswirtschaftsverband erklärte.

 

Es scheint der Umwelt wegen aber auch so zu sein, dass es für einen Anstoß zum vierspurigen Ausbau sehr spät sein könnte. Denn breitere Straßen für Co2-Schleudern wirken nicht als Mittel der Wahl in einer Gegenwart, in der eine minderjährige Schulschwänzerin aus Schweden zur Heiligen Johanna der globalen Klimarettung aufsteigen darf. Auf das Missverhältnis machte dann prompt auch der grüne Stadtverordnete aus Porta, Klaus Becker, vehement aufmerksam und forderte Alternativen wie Fahrgemeinschaften, Schienenausbau und so weiter und so weiter.

 

Aber nicht nur die Klimadiskussion, sondern auch die Projektdauer bremst den vierspurigen B 482 Ausbau möglicherweise aus. Jahre kann es dauern, bis die Politik den Planern grünes Licht für alle drei Teilprojekte gibt. Es folgen Bürgereinwände, Streitigkeiten vor Verwaltungsgerichten und die Jahre werden mehr. Viele erleben nach Baubeginn die Fertigstellung nicht mehr mit. Wenn die Welt bis dahin ohnehin nicht dem befürchteten Klimakollaps erlegen ist.

 

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