Tiefer Griff in den Giftschrank

MT, veröffentlicht

Betr.: „Frist bis August verlängert“, MT vom 5. Juli

Es ist schon ärgerlich, wie hier öffentlich immer noch der Eindruck erweckt wird, der neue Hafen werde ab 2016 trimodal betrieben. Dabei ist das Plangebiet für den Regioport aufgrund ungünstiger Geländebesonderheiten bekanntlich für einen Gleisanschluss nicht geeignet: Der Betrieb wäre zu aufwändig und zu teuer. Auch die Mindener Kreisbahn bezweifelt in ihrer Stellungnahme, ob es je zu einer Bahnanbindung des Hafens kommt.

Ob die anvisierten Großmotorschiffe je den neuen Hafen ansteuern werden, ist ebenfalls zweifelhaft: Eine für Ende 2013 in Aussicht gestellte Wirtschaftlichkeitsstudie der WDS-West steht immer noch nicht zur Verfügung.

Offenbar, um eine weitere Investitionsruine in Minden zu verhindern, greifen die Planer nun überraschend tief in den Giftschrank: Sie nehmen bisherige Ausschlüsse im Bebauungsplan für das Sondergebiet Regioport zurück. Selbst „Störfallbetriebe“, die in Stadtnähe nicht genehmigungsfähig wären, können jetzt zugelassen werden, da ihr „Ausschluss entwicklungshemmend“ wäre (Stellungnahme der MEW). Das soll sogar möglich sein, wenn die in der Seveso-II-Richtlinie geforderten Mindest-Sicherheits-Abstände nicht eingehalten werden. Diese Rücknahme geht aus dem Artikel nicht hervor und wird in der Begründung für die verantwortlichen Politiker von den Planern verharmlosend als „Lockerung“ dargestellt! Diese „Lockerung“ macht nun den Weg frei für Betriebe, die bereits ihr Interesse angemeldet haben. Solche Betriebe brauchen nun nicht einmal mehr „hafenaffin“ zu sein. Das bringt todsicher Geld!

Der in dem Artikel beschriebene Containerumschlag mit Gefahrgütern ist zwar auch ein „sensibler Punkt“, dahinter verbirgt sich aber viel mehr. Was kommt auf uns zu, wenn beim Transport, Umschlag und in den Betrieben durch Unfälle „entzündbare, ätzende, wasser- und umweltgefährdende Stoffe“ ins Grundwasser oder in die Atemluft gelangen und sich auf Häusern, Gärten und landwirtschaftlichen Flächen niederschlagen?

Wir wissen, dass solche Stoffe – wie zum Beispiel Dioxin – Mensch und Natur über Jahrzehnte gefährden! Ich fürchte, „erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“. (Weissagung der Cree)

Übrigens: Die Frist für Einwände von Privatpersonen ist nicht verlängert worden und endet am 18. Juli.

Gisela Remmers-Lampert

Bückeburg

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